Was ich im August gelesen habe
Ratet mal, wie viele Bücher es waren? Die Antwort wird euch überraschen!
Ach, Mensch. Der August. Ich habe mal wieder nicht so viel gelesen wie ich mir vorgenommen hatte. Im April habe ich aber auch gemerkt, dass ich das trotzdem brauche. Wenn ich mir nicht vornehme bestimmte Sachen zu lesen, dann lese ich noch weniger. Beziehungsweise gar nicht.
Deswegen habe ich im August zwei Bücher gelesen (surprise). Und diese beiden waren es:
Caroline O’Donoghue - Die Sache mit Rachel
In dieses Buch bin ich mit hohen Erwartungen gegangen. Wer mein TikTok dazu gesehen hat, weiß Bescheid. Mir wurde dieses Buch unerwartet als Rezensionsexemplar zugeschickt. Auf Instagram konnte ich dann dank des Phänomens der Filterbubble sehen, wie begeistert andere Leute von dem Buch waren. Da war die Sprache von dem nächsten großen Highlight in diesem Jahr und selbst Dolly Alderton, die ich ja sehr gerne mag, empfahl dieses Buch.
Es geht um Rachel, die im Cork der 00er Jahre ihr Leben als junge Erwachsene beschreibt. Sie arbeitet in einem Buchladen, ist in ihren Professor, der eigentlich etwas langweilig ist, verliebt und lebt mit ihrem besten Freund James zusammen, den sie erst kurz davor kennengelernt hat. Wir begleiten die Studierendenzeit der beiden und wie sie mehr zu sich selbst finden. James lernt zu seiner Homosexualität zu stehen und Rachel lernt mit den Hürden zu leben, die einem als junge Frau in den Weg gelegt werden (Männer). Es wirkte für mich wie eine recht akkurate Beschreibung eines Studilebens in einem wirtschaftlich geschwächten Irland der 00er Jahre.
Aber mehr auch nicht - leider. Was ich komisch fand, denn: Mir hat das Buch gefallen. Ich fand es nicht schlecht, es hat mich unterhalten und auch berührt. Trotzdem konnte ich es nicht genießen. Ich glaube die Erwartungen, die ich aufgrund der Reaktionen aus der Bubble hatte, konnten gar nicht erfüllt werden. Das tut mir leid - für mich und das Buch. Ich habe ein paar Anmerkungen, wie beispielsweise das fehlende Ausbauen der Charaktere (über Nebencharaktere lernt man gar nichts, sie sind nur da um im Kontext der Hauptfiguren zu existieren), aber alles in allem ist es ein unterhaltsames Buch.
Paul Auster - Baumgartner
Zum Heulen. Das könnte das Fazit des Buches sein. Nicht, weil es schlecht ist, sondern, weil es einen so sehr berührt. Es gibt zwei verschiedene Facetten, die diese Lektüre für mich besonders schmerzvoll gemacht haben.
Inhaltlich geht es um Baumgartner, der sich dem Ende seines Lebens nähert und die Liebe und Ehe zu seiner Frau reflektiert, die bereits vor vielen Jahren bei einem Badeunfall ums Leben kam. Immer wieder beschreibt Auster hier ein liebevolles Eheleben, das durch Höhen und Tiefen beieinander blieb und viel zu früh auseinander gerissen wurde. Das allein hätte schon gereicht, um ein wunderbar schmerzliches Buch zu schreiben, aber das hat Paul Auster offensichtlich nicht gereicht.
Paul Auster ist vor einigen Monaten verstorben, was Baumgartner zu seiner letzten Veröffentlichung macht. In dem Kontext ergibt das Buch noch mehr Sinn. Denn es wirkt wie das Zurückschauen eines alternden Mannes auf ein Leben voller Liebe und Turbulenzen. Ein Leben in all seinen Facetten über das schnelle Leben in der Jugend, über erste Zweifel, Karriereerfolge und das Problem mit dem Altern. Immer wieder wirft Auster autobiografische Elemente in das Buch ein, etwa, wenn er die Lebensgeschichte der Familie Baumgartner erzählt, die sehr seiner eigenen zu ähneln scheint (es fällt sogar der Name Auster). Verbunden mit einem recht offenen gehaltenen Ende - bzw. einem Ende das nicht weiß, ob es schon das Ende ist - hat es mich sehr, sehr berührt. Als hätte Paul Auster nach seiner Krebsdiagnose im Dezember 2022 das Bedürfnis gehabt ein letztes großes Werk zu hinterlassen. Absolute Empfehlung!
Zum Schluss wollte ich noch etwas zum Thema Content sagen. Ich nehme mal an, dass Leute, die diesem Newsletter folgen meinen Content von TikTok und Instagram kennen. Dort war ich in letzter Zeit nicht sehr aktiv, was mir immer ein schlechtes Gefühl bereitet, obwohl es mir gut tut. Die letzten 12 Monate habe ich, gefühlt, im Durchschnitt alle zwei Tage ein Video bei TikTok hochgeladen. Das hat meinen Kanälen natürlich gut getan und dem heiligen Algorithmus gefallen, aber ich merke jetzt, dass ich dieses Pensum nicht aufrechthalten kann - oder möchte. Aus zwei Gründen:
Ich bin müde das Spiel zu spielen
“Das Spiel” ist für mich die Art und Weise, wie man Content auf den einschlägigen Plattformen macht. Es ist ein toller, adrenalinausstoßender Moment, wenn man das erste Mal den Code knackt und checkt, was der Algorithmus mag. Dann reitet man auf einer Welle, um immer wieder den Erfolg zu jagen. Und ja, es ist offensichtlich ein riesiger Egopush, wenn man die App öffnet und sieht, dass einem 100te neue Personen folgen.
Wenn man jedoch vom Brett stürzt und die Welle verliert - aus welchem Grund auch immer - dann fällt man in die Tiefe. Anfang des Jahres war ich krank und konnte 1-2 Wochen nicht posten bzw. nicht regelmäßig (ich habe mich trotzdem dazu gedrängt). Danach waren die Zahlen erstmal niedriger und es hat ehrlich gesagt auf mein Gemüt gedrückt. Als ich später im Urlaub war das Gleiche. Und davon möchte ich mich nicht mehr abhängig machen.
Klar sollte man seinen Content Maßschneidern für die jeweilige Plattform, aber ich möchte mich nicht mehr davon abhängig machen und immer nach dem Trend und Kniff jagen, dem der Algo in diesem Monat gefällt.
Ich lese nicht so schnell
Ein simpler Grund. Im ersten Jahr des Contents hatte ich einen Katalog an Sachen, die ich in den Jahren zuvor gelesen hatte und die ich zu Videos verwursten konnte. Aber dieser Katalog ist langsam ausgetrocknet und (wie ihr wisst) lese ich höchstens zwei Bücher im Monat. Und das reicht einfach nicht, um alle zwei Tage ein Video zu machen. Das muss es auch nicht und das ist vollkommen fine für mich.
Das wollte ich mal geschrieben haben. Ich glaube nicht, dass sich jemand wirklich gefragt hat, warum ich weniger poste, aber für mich musste es mal raus :)
Mir macht es dennoch weiterhin viel Spaß irgendwas zu machen, in welcher Form auch immer. Momentan sind das vor allem dieser Newsletter und meine längeren Videos bei YouTube. Und ich freue mich riesig, wenn ihr euch etwas davon anschaut!
Das Buch von Auster werde ich mir holen, danke für die Besprechung! Gelesen habe ich im August Caroline Wahl - Windstärke 17 (klare Empfehlung), Mick Herron - Slow Horses (für Thriller Fans klare Empfehlung) und Florian Ilies - Zauber der Stille (Buch zu Caspar David Friedrich - sehr gut!).