Was ich im September gelesen habe
Gegensätzlicher hätte mein Lesemonat nicht sein können.
Ich hatte im September ganz schön viel zu tun, ich war viel unterwegs und wenig entspannt. Eigentlich liebe ich es zuhause zu sein und mein langsames Leben zu leben. Im September war das leider nicht möglich, dennoch hab ich es irgendwie geschafft wieder zwei Bücher zu lesen. Die hätten gegensätzlicher nicht sein können.
Osamu Dazai - No Longer Human*
*Rezensionsexemplar
Vor einigen Wochen bekam ich eine Nachricht vom Suhrkamp, ob ich nicht Lust hätte die Neuauflage von diesem japanischen Klassiker zu lesen. Wie ihr wisst liebe ich japanische Literatur und das Buch klang auch total nach meinem Geschmack. Ein Mann, der sich der Welt fremd fühlt und versucht seine eigene Existenz zu ergründen und warum er sich in sozialen Situation immer zum Clown macht (relatable).
Doch das Buch holte mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich fand es ganz unausstehlich. Stimmt gar nicht - ich weiß genau, was es ist. Ein Mann findet Tagebücher eines Mannes, den wir als Protagonisten von No Longer Human kennenlernen. Dieser Mann ist so schrecklich, es regt mich bis heute auf. Er reflektiert nichts, suhlt sich in seinem Selbstmitleid, arbeitet nicht an sich, verachtet Frauen und verarscht und betrügt sie nach Strich und Faden, nur um ihnen dann die Schuld für alles zu geben, was in seinem Leben schief läuft.
Das Buch ist ungefähr 80 Jahre alt. Mag sein, dass das früher verbreiteter war. Dass es Männern weniger möglich war über ihre Mental Health nachzudenken und dass das Frauenbild (obviously) nicht so progressiv war wie heute. Trotzdem habe ich dann 2024 keine Lust mehr sowas zu lesen. Mal abgesehen davon, dass es aus Bücher aus der Zeit gibt, die nicht so sind.
Dementsprechend hat mir No Longer Human leider nicht gefallen.
Habt ihr No Longer Human gelesen? Wie fandet ihr es?
Jacqueline Harpman - I Who Have Never Known Men
Dieses Buch war das komplette Gegenteil. Ich hatte es vereinzelt bei Instagram gesehen und die Prämisse klang ultra spannend.
Wir folgen einer jungen Frau, die mit 39 anderen Frauen in einem Bunker eingesperrt ist, bewacht von Wachen, aber ohne Wissen, warum sie eingesperrt sind und wie lange. Die anderen Frauen sind älter und können sich an ein Leben außerhalb des Bunkers erinnern, unsere Protagonisten kam jedoch als Kind in den Bunker, kennt die Welt draußen nicht. Nicht nur das, auch soziale Gepflogenheiten und Institutionen, alltägliche Dinge und die schönen Seiten des Lebens sind ihr völlig fremd und kennt sein nur aus den Erzählungen der anderen Frauen. Durch einen glücklichen Umstand können die Frauen irgendwann entkommen, wir folgen ihnen wie sie versuchen zu überleben in einer neuen, fremden Welt an der Oberfläche.
DAS KLINGT DOCH FANTASTISCH, ODER? Und so fand ich es auch. Die leichten Sci-Fi Elemente, die gesellschaftlichen Themen unserer Welt, die durch die Umstände dieser Welt angesprochen werden, die Protagonistin, die uns an ihren teils widersprüchlichen und unwissenden Gedanken teilhaben lässt und die Spannung der Überlebensfrage in einer fremden Welt, über die man nichts weißt. All das macht dieses Buch so, so spannend und es zu einem meiner Favoriten in diesem Jahr. Absolute Empfehlung!
Gekauft habe ich dieses Buch bei meinem Trip nach Amsterdam, kann man hier nochmal schauen. Ansonsten schaut euch gerne mein neues Video an, in dem ich alte Bücher verkaufe und lasst mir gerne ein Abo da, wenn es euch gefällt :)
Ansonsten genieße ich gerade Entspannung nach diesen stressigen Wochen. Was habt ihr im September gelesen? Schreibt es mir gerne in die Kommentare :)